Donnerstag, 17. November 2016

Der Fall Jens Söring: Täterschaft (Teil 12: Der neue Zeuge)


Im Jahr 2011 tauchte unerwartet ein neuer Zeuge auf. Tony Buchanan gibt an, er habe „drei bis fünf Monate“ nach den Haysom Morden, Elizabeth zusammen mit einem Mann gesehen, der nicht Jens war. Dieses Paar soll ein defektes Auto in die KFZ- Werkstatt von ihm gebracht haben. Dabei will Tony Buchanan bemerkt haben, dass sich im Auto ein mit Blut verschmutztes Messer befand. 

Nun stellt sich die Frage, wie glaubwürdig ein Zeuge ist, der 25 Jahre nach der Tat auftaucht und als Entlastungszeuge für den Haupttäter fungiert. Letztlich geht es also erneut um Glaubwürdigkeit. Um sich ein Bild Tony Buchanan machen zu können, verweise ich auf einen sehr gut recherchierten Artikel von Nathan Heller („Blood Ties“, The New Yorker, 11.09.2015). In dem Artikel wird Tony Buchanan, ein Vietnamkriegsveteran, als psychisch labil charakterisiert. Nachlesen könnt ihr das hier.

Zudem gibt Tony Buchanan an, dass Elizabeth mit einer Kreditkarte bezahlt hätte, kann aber den Beleg nicht vorlegen.

Geklärt werden muss auch die Frage, warum zwei Mörder ihre blutige Tatwaffe monatelang im Auto liegen ließen. Auf diese Frage gibt es meiner Meinung nach keine Antwort. Jeder normale Mensch, würde die Tatwaffe doch als erstes entsorgen (erinnern wir uns, dass der Tatort von den Tätern zumindest oberflächlich gereinigt wurde). Das Risiko, das eine unbeteiligte dritte Person das Messer bemerkt ist einfach viel zu groß.

Natürlich muss man auch überlegen, warum sich das blutige Messer überhaupt in dem fraglichen Auto befanden haben soll. Es handelte sich ja nicht um den Mietwagen, mit dem der Täter bzw. die Täter vom Washington nach Bedford fuhren, um die Morde zu begehen. Warum sollte ein anderes Auto verwendet worden sein? Sollte Elizabeth tatsächlich alleine nach Bedford gefahren sein, hätte sie ja nochmals das Auto tauschen müssen. 

Zu hinterfragen ist auch der Zeitpunkt der angeblichen Beobachtung. Tony Buchanan gibt an, dass er das ominöse Paar „3 bis 5“ Monate nach den Morden gesehen haben will. Erinnern wir uns: Jens und Elizabeth flüchteten etwa 6 Monate nach den Morden. Zuvor waren sie aber auf einer gemeinsamen Europareise. War Elizabeth zum fraglichen Zeitpunkt also überhaupt auf US- Staatsgebiet? 

Fazit:
Tony Buchanan ist meiner Meinung nach kein vertrauensvoller Zeuge. Seine Geschichte macht wenig Sinn und ist voller innerer Widersprüche. Somit wird Jens Söring durch die Person Tony Buchanan nicht entlastet
.