Mittwoch, 7. Dezember 2016

Der Fall Jens Söring: Täterschaft (Teil 14: DNA Spuren II *aktualisiert*)


Aus aktuellem Anlass und weil ich gebeten wurde Stellung zu nehmen, anbei meine Einschätzung zu einer aktuellen Meldung der Süddeutschen Zeitung vom 2. Dezember 2016.

Das Gerichtsmedizinische Institut in Virginia hat jetzt nicht nur bestätigt, dass am Tatort Blut der Blutgruppe 0 gefunden wurde, das nicht von Jens Söring stammt, sondern auch, dass das Blut der Blutgruppe AB am Tatort von einem anderen Mann ist. Bislang dachte man, dass das AB-Blut dem Opfer gehört, der Mutter von Elizabeth Haysom.

Wie ich bereits hier ausführte, gibt es erhebliche Zweifel, was die Meldung vom Oktober 2016 angeht, in der behauptet wurde, dass am Tatort Blut der Blutgruppe 0 gefunden wurde, welches nicht von Jens Söring stammt.

Nun gibt es eine zweite Behauptung. Das Blut der Blutgruppe AB stammt nicht von Nancy Haysom, sondern von einem Mann. An diese Behauptung schließen sich gleich mehrere Fragen an:

1. Wie belastbar ist diese Information? Das Gerichtsmedizinische Institut in Virginia hat keine neue DNA- Analyse vorgenommen. Es gibt nur die Berichte aus dem Jahr 1985 (Tatortbericht) und 2009 (DNA- Analyse). Wie schon in Bezug auf die Meldung vom Oktober, wurde schlicht und einfach ein Kreuzvergleich zwischen den beiden Berichten vorgenommen. Sollte diese Information also seit 2009 vergessen worden sein, obwohl diverse, teils fachkundige Personen, die Berichte studiert haben? Oder handelt es bei diesen Funden ebenfalls um "vermischte" DNA- Spuren, wie es bei der Oktober Meldung möglicherweise der Fall war?

2. Wie soll das Szenario ausgesehen haben? Bislang hat Jens Söring stets suggeriert, Elizabeth habe die Morde gemeinschaftlich mit ihrem Dealer, Jeff Ranchero, begangen. Wie passt nun der andere Mann ins Bild? Wer war er? Haben Elizabeth und Jeff ihn spontan dazu genommen? Welches Motiv soll er gehabt haben, sich an den Morden zu beteiligen? Vor allem: Wie soll das alles praktisch abgelaufen sein? Erinnern wir uns: Die Polizei geht fest davon aus, das nur eine Tatwaffe, nämlich ein Messer, verwendet wurde. Sollen sich also drei Täter ein Messer geteilt haben? Oder hat nur ein Täter auf die Opfer eingestochen und die anderen beiden haben dabei zugesehen?

3. Wie passt die neue drei-Täter Theorie beispielsweise zu dem ominösen FBI- Täterprofil, das ein Indiz für die Unschuld von Jens sein soll. Geht es auch von drei Tätern aus? Wurde nicht vielmehr jahrelang behauptend, dass der Täter eine weibliche Person gewesen sein muss?

4. Nochmals sei darauf verwiesen, dass Jens Söring sich rein juristisch betrachtet in einer Situation befindet, in der Grundsatz „Im Zweifel für den Angeklagten" nicht mehr gilt, da sein Verfahren seit vielen Jahren juristisch abgeschlossen ist. Jens muss viel mehr zweifelsfrei nachweisen, dass er unschuldig ist, um aus dem Gefängnis entlassen zu werden. Dies ist aber auf Grund der DNA Spuren nicht möglich. Selbst wenn die neuen Erkenntnisse nicht auf einer "vermischten" DNA- Spur beruhen, bleiben ja immer noch die in diesem Blog aufgezeigten Zweifel.   


Ein abschließender Hinweis: Inzwischen (April 2017) wurden die Anträge auf Bewährung ("parole") und Begnadigung ("pardon") abgelehnt. Beide Anträge hatten u.a. den oben dargestellten Sachverhalt zum Gegenstand.