Dienstag, 1. November 2016

Der Fall Jens Söring: Täterschaft (Teil 7: Washington D.C.)

Erinnern wir uns kurz daran, dass Jens Söring stets angibt, dass er zum Zeitpunkt der Morde in Washington war. Elizabeth Haysom hingegen soll seiner Aussage zufolge, nach Charlottesville gefahren sein, um Drogen zu transportieren. Derweil solle er in Washington bleiben um für ein Alibi zu sorgen. Zu diesem Zwecke habe er Kinokarten für diesen Abend besorgt und auch zwei Vorstellungen besucht.

Nun stellt sich natürlich die Frage, woher die Drogen für die Kurierfahrt stammen. Die einzig denklogische Variante ist, dass sich Elizabeth Haysom in Washington kurz vor ihrer Rückfahrt mit einem Dealer traf, um die Drogen zu übernehmen. Klingt das nachvollziehbar? Welcher Mensch würde seine Freundin einen ihr unbekannten Dealer treffen lassen, ohne sie zu begleiten?
Zudem gibt Jens an, vollkommen überrascht gewesen zu sein, dass Elizabeth entgegen ihrer vorherigen Beteuerungen doch noch Drogen nimmt. Ist es aber glaubwürdig, dass man von der Drogensucht seiner Freundin nichts mitbekommt? Zumal es ja nicht um den Konsum von Marihuana geht, sondern um harte Drogen, wie Heroin.

Auch das oben genannte Alibi macht erkennbar keinen Sinn. Das Alibi sollte ja Elizabeth für den Fall schützen, falls ihre Eltern sie mit dem Drogendealer aus Virginia (Jeff Ranchero) sehen sollten. Die Universität die Jeff besucht hat, ist aber in Charottesville gelegen. Die Haysoms wohnen in Bedford Country, also eine Autostunde entfernt. Wie groß kann das Risiko also sein erwischt zu werden?

Zudem studierte Jeff an derselben Universität wie Elizabeth Haysom und Jens Söring. Wozu dann ein Alibi für einen Abend, wenn man sich täglich über den Weg läuft?

Warum fuhr Elizabeth überhaupt Samstagnacht zurück nach Virginia, wenn beide am nächsten Abend ohnehin wieder nach Charottesville gefahren wären?

Wenn Jens die Drogengeschichte von Elizabeth wirklich geglaubt hätte, wäre er weder um 22.00 Uhr noch um 24.00 Uhr ins Kino gegangen. Elizabeth verließ Washington gegen 16:30 Uhr mit der Ankündigung nach Charlottesville fahren zu wollen und Jens sagt, Elizabeth wäre gegen 2 Uhr nachts ins Hotel zurückgekehrt. Die Fahrzeit von Washington zurück nach Charlottesville beträgt etwa 2 Stunden (die Strecke ist circa 180 Kilometer lang), also 4 Stunden für die Hin- und Rückfahrt. Wenn man für die Morde und die Übergabe der Drogen 2 Stunden rechnet, hätte Elizabeth um 22:30 Uhr wieder in Washington sein müssen. Also zu der Zeit, in der Jens angeblich noch weitere vier Stunden im Kino saß, denn Jens kehrte seiner Darstellung nach, erst kurz vor 02:00 Uhr ins Hotel zurück.

Jens Söring führt zudem aus, dass er im Hotel den Zimmerservice in Anspruch nahm, kann aber keine Quittung mit einem entsprechenden Datum vorlegen. 

Ein letzter Punkt, der unglaubwürdig erscheint betrifft die von Jens thematisierten Begleitumstände der Morde. Diese sprechen seiner Ansicht dafür, dass Elizabeth im Drogenrausch ihre Eltern umgebracht hat. Aber wäre es wirklich möglich gewesen, in einem derartigen Drogenrausch mehrere Stunden lang konzentriert Auto zu fahren?

Die Gesamtdarstellung von Jens Söring in Bezug auf den Tag in Washington ist im höchsten Maße unglaubwürdig.