Montag, 24. Oktober 2016

Der Fall Jens Söring: Täterschaft (Teil 4: Die Geständnisse)

Jens Söring hat die Morde während seiner Haftzeit in England mehrfach gegenüber Detective Sergeant Ken Beever Beamten und Detective Constable Wright von der englischen Polizei gestanden. Zugegen waren bei diesen Verhören auch Jim Updike (Staatsanwaltschaft Virginia) und Ricky Gardner (Polizei von Bedford County, Virginia).

Zusätzlich hat Jens Söring die Taten gegenüber dem medizinischen Fachpersonal des Gefängnisses gestanden (diese Ärzte haben bei Jens Söring übrigens eine schwere Geisteskrankheit festgestellt. Auf diesen Aspekt wird noch gesondert eingegangen). Weiterhin hat Jens Söring die Morde gegenüber einem deutschen Rechtsanwalt und einem deutschen Kriminalbeamten auf seiner Muttersprache gestanden. Dieses Verhalten zeigt, dass Jens keineswegs von der englischen Polizei unter Druck gesetzt wurde. 

Aber waren die Geständnisse „falsch“?

Heute gibt Jens Söring an, dass er gegenüber der Polizei gelogen hat, als er die Tat gestand. Durch sein Geständnis wollte er seine ehemalige Freundin vor dem elektrischen Stuhl retten. Diese Version der Geschichte trug er bereits vor Gericht vor. Nach Ansicht von Herrn Söring, hat er in seinen Geständnissen einige Sachverhalte nicht korrekt dargestellt: Den Fundort des Leichnams von Derek Haysom (dessen Leiche im Wohnzimmer gefunden und nicht wie von Jens Söring angegeben im Esszimmer) und die Kleidung von Nacy Haysom (Jans Söring gab an, dass sie eine Jeans trug, tatsächlich trug Nacy Haysom einen Morgenrock). In diesem Punkt hat Jens Söring also Recht. Bevor wir fortfahren, müssen wir uns daran erinnern, dass zwischen den Morden und den Geständnissen mehr als 6 Monate verstrichen sind. Kann es sein, dass nach so einer langen Zeit bestimmte Details vergessen bzw. falsch erinnert werden?
Auch gibt Jens Söring gerne an, dass viele Geständnisse falsch sind. Auch das ist korrekt. So kommt das Innocence Project, eine Non- profit- Organisatin, zu dem Schluss, dass bis zu 25 % aller Geständnisse falsch sind. Aber was sagt uns das? Dass die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das Geständnis von Jens Söring doch der Wahrheit entsprach bei 75 % liegt?

Wenden wir uns einem weiteren Aspekt zu: In den Geständnissen offenbarte Jens Söring Täterwissen, worauf auch der Ermittlungsbeamte Ricky Gardner ausdrücklich hinwies.
Zum einen konnte Jens Söring den Fundort des Leichnams von Nancy Haysom korrekt wiedergeben. Jens Söring sagte während der Geständnisse weiterhin aus, dass er das Haus verlassen habe, um die Mordwaffe zu entsorgen. Danach sei er ins Haus zurückgekehrt, um das noch brennende Außenlicht zu löschen, fand aber den Lichtschalter nicht. Das ist aus dem Grunde relevant, weil das Haus der Haysoms eine Besonderheit aufweist. Der Lichtschalter für die Außenbeleuchtung befindet sich im Master Bedroom, also dem Schlafzimmer der Haysoms. Ein Fremder wie Jens Söring, hätte der Lichtschalter also tatsächlich nur schwer finden können.


Wie konnte Jens Söring diese Dinge wissen, wenn er angeblich gar nicht vor Ort war?
Erinnern wir uns: Jens Söring hat mehrfach angegeben, dass er mit Elizabeth Haysom
Niemals über die Morde geredet habe. Die Details kann er also nicht von ihr haben.


Bedeutsam ist weiterhin, dass Jens Söring angab, er habe er die Schuhe ausgezogen als er ins Haus zurückkehrte. Dazu würde der Sockenabdruck gut passen, der am Tatort gefunden wurde (Beweisstück LR 3). Beide Opfer trugen in ihrem Haus Schuhe, es war März und im Hause sind kalte Fliesenboden und Holzböden verlegt. Das zeigt uns, dass es im Hause Haysom unüblich war, auf Socken umher zu laufen. Somit ist es unwahrscheinlich, dass die Person, die den blutigen Sockenabdruck hinterließ, ein „normaler“ Besucher war. 
Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass Herr Söring kürzlich ein Gutachten vorgelegt hat, dass seine Thesen stützen soll. Da mir das Gutachten aber nicht vorliegt und der Gutachter von Jens Söring beauftragt und bezahlt wurde, möchte und kann ich den Sachverhalt nicht weiter kommentieren.

Auf Grundlage der oben dargestellten Sachverhalte, kann ich nicht erkennen, dass die Geständnisse falsch sind. Meiner Meinung nach wiegt das offenbarte Täterwissen schwerer, als die aufgezeigten Fehler, zumal sich diese begründen lassen.